01.06.2021
Jugendschutz nach der Pandemie
Zum Internationalen Kindertag am 1. Juni 2021
Seit über einem Jahr sahen und sehen sich Kinder und Jugendliche mit massiven Einschränkungen in ihrer Lebenswelt konfrontiert. Schule und Freizeit sind teils komplett zum Erliegen gekommen. Freunde und Freundinnen treffen sich vorrangig digital. Angst, Verhaltensauffälligkeiten, Essstörungen, Haltungs- und Augenschäden durch Bewegungsmangel sind die Folgen. Kinder suchtkranker und psychisch kranker Eltern waren mit diesen allein zuhause und konnten der oftmals belastenden Situation kaum entfliehen. Und auch die übermäßige Nutzung von Laptop und Smartphone ließen den Medienkonsum – mangels anderer Freizeitalternativen – steigen. Die Liste der psychischen und physischen Corona-Folgen für Kinder und Jugendliche ist lang. Nichtdestotrotz haben Einrichtungen der Jugend- und Familienhilfe kontinuierlich Beratung angeboten, die auch in Anspruch genommen wurden.
Wie sich die Situation hinter geschlossenen Türen zuhause für einige Mädchen und Jungen tatsächlich entwickelt hat, blieb oftmals unbemerkt. Die aktuellen Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2020 zu Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche haben jetzt aber gezeigt, dass sie nach wie vor körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt ausgesetzt waren – dabei lassen die Dunkelfeldzahlen ein weitaus höheres Ausmaß vermuten.
»Kinder und Jugendliche haben in der Krise nicht die notwendige Aufmerksamkeit von der Politik bekommen. Zwei Milliarden Euro für das Aktionsprogramm »Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche« des Bundesjugendministeriums sind dabei sicherlich ein guter und wichtiger Anfang«, konstatiert Klaus Hinze, der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V. (BAJ). »Um nicht nochmals in eine solch schwierige Situation zu gelangen, bedarf es jetzt perspektivisch weiterer Anstrengungen bezüglich der Prävention von Gefährdungen. Die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz, die derzeit diskutiert wird, wäre darüber hinaus ein wichtiger Schritt, um Teilhabe, Befähigung und Schutz zu fördern. Wieder einmal zeigt sich, dass die Investitionen in langfristig angelegte Präventionsangebote des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes sinnvoll und wichtig sind«, so Hinze.